Die Einführung der 5G-Technologie hat eine neue Ära der digitalen Vernetzung eingeläutet. Mit hohen Datendurchsätzen und geringen Latenzzeiten verspricht 5G eine Revolution in Bereichen wie autonomes Fahren, Telemedizin und Smart Cities. Doch neben den technologischen Fortschritten gibt es auch wachsende Bedenken hinsichtlich möglicher gesundheitlicher Risiken. Eine aktuelle Studie, veröffentlicht im Fachjournal Biomedicines , wirft ein neues Licht auf die Auswirkungen von 5G-Hochfrequenzstrahlung (RF-EMR) auf menschliches Blut – insbesondere auf rote Blutkörperchen (Erythrozyten). Die Ergebnisse sind alarmierend und werfen wichtige Fragen über die Schnittstelle zwischen Technologie und Gesundheit auf.
Die Studie im Überblick
Die Forscher um Nikolino Žura untersuchten die Auswirkungen kurzzeitiger Exposition gegenüber 5G-Frequenzen (700 MHz, 2500 MHz und 3500 MHz) auf menschliches Blut. Für die Studie wurden Blutproben von 30 gesunden Freiwilligen (15 Frauen und 15 Männern im Alter von 25 bis 40 Jahren) entnommen und zwei Stunden lang in vitro verschiedenen 5G-Frequenzen ausgesetzt. Die Proben wurden unter kontrollierten Laborbedingungen analysiert, um Veränderungen im vollständigen Blutbild (CBC), der Thrombozytenaktivierung und der Morphometrie der Erythrozyten zu untersuchen.
Keine signifikanten Veränderungen im CBC oder bei Thrombozyten
Überraschenderweise zeigten die Analysen keine signifikanten Veränderungen im vollständigen Blutbild oder bei der Thrombozytenaktivierung. Parameter wie die Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und Thrombozyten blieben unbeeinflusst. Auch die Gerinnungsfähigkeit des Blutes wurde durch die Exposition nicht beeinträchtigt. Dies könnte darauf hindeuten, dass 5G-Strahlung zumindest kurzfristig keine direkten Auswirkungen auf diese grundlegenden Blutparameter hat.
Tiefgreifende Veränderungen bei den Erythrozyten
Obwohl das CBC unverändert blieb, offenbarten mikroskopische Analysen erhebliche Veränderungen in der Morphometrie der Erythrozyten. Diese Zellen sind für den Sauerstofftransport im Körper unerlässlich, und ihre Form sowie ihre mechanische Flexibilität sind entscheidend für eine effiziente Durchblutung.
Die Studie dokumentierte folgende Effekte:
1. 700-MHz-Exposition
Bei dieser Frequenz zeigten sich bei beiden Geschlechtern deutliche Vergrößerungen der Erythrozyten, erhöhte Membranrauheit und eine verstärkte Rundung. Besonders auffällig war die höhere Empfindlichkeit der weiblichen Erythrozyten im Vergleich zu denen der Männer. Während männliche Zellen eine stärkere Membranrauheit aufwiesen, zeigten weibliche Zellen größere morphologische Veränderungen.
2. 2500-MHz-Exposition
Bei dieser Frequenz stieg der Konturindex der Erythrozyten an, während Festigkeit und Formfaktor abnahmen. Diese Effekte waren bei Frauen ausgeprägter als bei Männern. Insbesondere wurde eine erhöhte Membranpermeabilität beobachtet, was auf eine mechanische Störung der Zellmembran hinweist.
3. 3500-MHz-Exposition
Die höchste getestete Frequenz führte zu einer weiteren Verschlechterung der Erythrozytenmorphologie. Frauen zeigten eine deutliche Zunahme der Membranrauheit, verringerte Festigkeit und verminderte Elongation. Diese Veränderungen können die Fähigkeit der Zellen beeinträchtigen, durch enge Kapillaren zu gelangen, was potenziell die Sauerstoffversorgung des Gewebes beeinträchtigt.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
Ein bemerkenswertes Ergebnis der Studie ist die geschlechtsspezifische Anfälligkeit der Erythrozyten. Weibliche Zellen erwiesen sich als empfindlicher gegenüber 5G-Strahlung, insbesondere bei niedrigen Frequenzen wie 700 MHz. Mögliche Erklärungen dafür liegen in hormonellen Unterschieden, die die Fluidität und Widerstandsfähigkeit der Erythrozytenmembran beeinflussen könnten. Männliche Erythrozyten hingegen zeigten weniger Formverzerrungen, aber eine stärkere Membranrauheit, was möglicherweise auf Unterschiede in der Membranlipidzusammensetzung oder der durch Testosteron beeinflussten Proteindynamik zurückzuführen ist.
Gesundheitliche Konsequenzen
Die beobachteten Veränderungen in der Morphometrie der Erythrozyten könnten ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. Erythrozyten sind für ihre bikonkave Form bekannt, die es ihnen ermöglicht, effizient durch enge Gefäße zu gelangen und Sauerstoff zu transportieren. Wenn diese Form gestört wird – zum Beispiel durch oxidative Schäden oder mechanische Störungen – kann dies zu einer verminderten Deformierbarkeit führen. Dies wiederum kann die Sauerstoffversorgung des Gewebes beeinträchtigen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
Ein weiterer Aspekt ist die beschleunigte Alterung der Erythrozyten.
Die Studie deutet darauf hin, dass 5G-Strahlung den Alterungsprozess der Zellen beschleunigen kann, indem sie die Zytoskelettstruktur schwächt und die Membranpermeabilität erhöht. Langfristig kann dies zu einem kürzeren Lebenszyklus der Erythrozyten führen und die Gesamtgesundheit beeinträchtigen.
Reversibilität der Veränderungen
Eine offene Frage bleibt, ob die beobachteten Veränderungen reversibel sind. In einer früheren Studie von Nguyen et al. (2020) wurde gezeigt, dass die Membranpermeabilität von Kaninchenerythrozyten nach kurzer Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern innerhalb von 10 Minuten wieder normalisiert wurde. Allerdings unterscheiden sich die Expositionsparameter dieser Studie erheblich von denen der aktuellen Untersuchung, sodass keine direkten Rückschlüsse möglich sind. Weitere Forschung ist notwendig, um die zeitliche Dynamik der Erythrozytenreaktionen besser zu verstehen.
Fazit:
Ein Aufruf zur Vorsorge
Die Studie von Žura et al. liefert wichtige Hinweise darauf, dass 5G-Hochfrequenzstrahlung selbst bei kurzer Exposition tiefgreifende Auswirkungen auf menschliches Blut haben kann. Während das vollständige Blutbild und die Thrombozytenaktivierung unbeeinflusst bleiben, zeigen die mikroskopischen Veränderungen der Erythrozyten, dass die Strahlung möglicherweise subtile, aber bedeutende Effekte auf die Zellstruktur hat.
Besonders besorgniserregend ist die geschlechtsspezifische Anfälligkeit, die auf individuelle Risikofaktoren hinweist.
Diese Ergebnisse sollten als Warnsignal verstanden werden, und die Politik sollte vorsorgliche Maßnahmen ergreifen. Dazu gehören strengere Grenzwerte, transparente Risikokommunikation und die Förderung unabhängiger Forschung. Nur so können wir die Vorteile der 5G-Technologie nutzen, ohne unsere Gesundheit zu gefährden.
Die Zukunft liegt in der Balance zwischen Innovation und Sicherheit – und nur durch verantwortungsvollen Umgang mit Technologie können wir beide Aspekte vereinen.
Your Monk Tom